Eva Maria Kollischan/Köln
Warten
als Intention ist eine eher unbekannte, weil sinnlose und ins Nichts gerichtete
Tätigkeit. Eine Tätigkeit ohne praktischen Sinn ist im Alltag selten
bis nie anzutreffen, und es ist auch nicht möglich, damit Anerkennung,
Kontakt oder eine Auseinandersetzung zu erhalten. Der Alltag ist eng, und dort
hat alles seinen Platz. Er ist sowieso zu eng für alles, so dass Sinnloses
einfach nicht mehr hineinpasst.
Die Straßen und Grünflächen, die Läden und Gehwege in Gropiusstadt
sind ein Raum, der ausschließlich mit Alltag angefüllt ist. Freilich
hat er viele Gesichter, aber alle sind sie Gesichter des Alltags.
Wenn ich mich in die Fußgängerzone stelle und warte, dann ist das
kein Alltag, aber es hat dieselbe Oberfläche wie dieser.
Passanten denken entweder gar nichts oder : "Vielleicht wartet sie auf
ein Auto." oder "Worauf wartet sie wohl?", um dann zu ihrem soeben
unterbrochenen Gedankengang zurückzukehren. Mehr nicht.
Warten als absolute, einzige Tätigkeit ist dennoch sehr gesund und auch
vernünftig. Es bringt die Gedanken in unbestimmte Richtungen. Ein Wartender,
auch wenn er auf nichts wartet oder wenigstens auf nichts Bestimmtes, ist auf
eine Weise ausgeliefert.
In diesem Sinne, könnte man sagen, kann man nie genug warten.