Frankjan Vanderlaan /Amsterdam

Wilde Tiere in Gropiusstadt, Oktober 2002

Gropiusstadt ist eine Hochhaussiedlung mit vielen Grünanlagen. Die Gebäude sind eingebettet in eine parkartige Landschaft. Das Grün wirkt beruhigend und scheint die Bewohner zu beschützen. So betrachten die Bewohner der Hochhäuser die Grünflächen in der Regel mit positiven Gefühlen.

Aber wie wäre es, wenn vom Grün keine beruhigende Wirkung ausgehen würde? Wenn gerade die Bepflanzung die Menschen erschrecken würde: Da können sich wilde Tiere verstecken, bisher unbekannte Arten, noch nicht entdeckt, aber bereit, um jeden Moment zuzuschlagen.

Die Bewohner von Gropiusstadt müssten natürlich beschützt werden. Sie wollen gefahrlos von den Gebäuden zu ihren Autos gelangen. Die Autos müssen an einem sicheren Ort parken. Eine Parkgarage wird mit einem Wassergraben, einer Zugbrücke und einem Wachturm ausgerüstet. Der Zugangsweg zum Restaurant muss mit einer hohen Mauer abgesichert werden. Die Bewohner eines Altenheims bekommen ungehinderten, direkten Zugang zur U-Bahn: Die Eingänge werden an schlauchartige Gangsysteme angekoppelt, die im Untergrund verschwinden.

Diese Szenarios habe ich auf fünf Holztafeln gemalt (jeweils einen Quadratmeter groß). Jede Tafel zeigt eine real existierende Situation, einschliesslich der von mir geplanten Sicherheitsmaßnahmen. Die Tafeln wurden so angebracht, dass der Betrachter die geplanten Eingriffe direkt mit der Realität vor Ort vergleichen konnte. Dabei musste er feststellen, dass sich sein momentaner Standort außerhalb der geplanten Sicherheitszonen befindet, in gefährlichem Gebiet.

Beim Anbringen der Tafel am Altenheim stellten die Bewohner viele kritische Fragen. Zwei Tage später war die Tafel verschwunden.

Die Eröffnung des Projektes bestand aus einem Spaziergang zu den unterschiedlichen Lokalitäten, an denen die Tafeln hingen. Eine Tafel war an einer Parkgarage angebracht, einem beliebten Aufenthaltsort für Jugendliche. Bei unserem Erscheinen erwischten wir sie beim Zerstören einer Tafel. Die Jugendlichen dachten, es handelt sich um einen Entwurf, der wirklich ausgeführt werden soll. Als sie hörten, dass es sich um Kunst handelt, waren sie beruhigt. In der Folgezeit waren keine weiteren Beschädigungen an dieser Tafel festzustellen.