Sylvie Boisseau/Berlin

Briefkasten: Ohne Leerung

Neben dem Wohnen haben die Planer der Gropiusstadt auch an Einrichtungen für folgende Funktionen gedacht: Einkaufen im Supermarkt und in der Bäckerei, Freizeit im Gemeinschaftshaus und in der Kneipe, Warensendungen auf der Post abholen, mit der S-Bahn zur Arbeit fahren.
All diese Funktion kann der Bewohner zentral und auf wenig Raum am Bat Yam Platz versammelt in Anspruch nehmen. Mit meiner Intervention des Betonbriefkastens füge ich eine weitere Funktion hinzu. Der Betonbriefkasten sieht bis auf die Farbe denen der Deutschen Post zum Verwechseln ähnlich und hängt für drei Monate an dem kleinen Flachbau neben dem Zigarettenautomat direkt an der U-Bahnstation Lipschitzallee. Seine Funktion besteht darin, Briefe aufzunehmen, von denen der Verfasser nicht möchte, dass sie jemals den Adressaten erreichen. Viele Menschen haben solche Briefe aufbewahrt, die sie einmal mit großer Leidenschaft geschrieben, dann aber doch nie abgeschickt haben.


Der Betonbriefkasten sammelt all diese Briefe und gibt dem Privatesten im öffentlichen Raum einen Ort. In März 2005 wird er samt Inhalt der Museumsstiftung Post- und Telekommunikation übergeben.


contact: Sylvie Boisseau