Günther Pedrotti /Wien

SCALA LIQUID („Füllstandsmesser“)

Ich installierte auf einer Freifläche vor dem Hochhaus Hugo-Heimann-Straße 14 ein Plexiglasrohr, das sich – je nach der Anzahl der Bewohner, die das Haus betreten oder verlassen – mit Wasser füllt oder leert. (Über Bewegungsmelder im Eingangsbereich und eine elektronische Steuerung wird Wasser entsprechend in die Röhre hinein- oder hinaus gepumpt).Die Höhe der Wassersäule ist aber keine Abbildung (Skala) für die Anzahl der Bewohner im Haus, da es durch Begegnungen im Eingangsbereich zu einer „Verwässerung“ (liquid“), also zu einer Unschärfe der Messung kommen wird. D. h., die Bewohner selbst entschärfen den statistischen Blick mit dem schon in der Planung Großsiedlungen gesehen werden – und schaffen so eine sichtbare Grenze zwischen Innen und Außen.
Die Säule ist ein Abbild des Wohnhauses – eine Verkleinerung: Durch die Verschiebung der Proportionen kommt es zu einer Verschiebung der Wahrnehmungen. Der Beobachter von Außen zieht seine Schlüsse und überschreitet eine Intimsphäre. Immer wieder wurden mir Befürchtungen von
Bewohnern zugetragen - die leere Säule würde Diebe in das Hochhaus ziehen. Mir fällt hier die Überzeugung Jonathan Swifts ein, dass man alle Eigenschaften der Körper unverändert erhalten könne, wenn man sämtliche Größenmaße proportional verändert.

 

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