Claudia Busching / Berlin

Gropiusknoten / 2008

Die Gropiusstadt hat mir gut gefallen. Große und kleinteilige Strukturen wechseln sich in der Architektur spannungsvoll ab. Zwischen den Gebäuden erstreckt sich landschaftliches Grün – ein gelungenes Gleichgewicht zwischen pflegeleichter Parkanlage und nur mäßig gezähmtem Wildwuchs.

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Für meinen Aufenthalt hier hatte ich mir kleine gärtnerische Eingriffe vorgenommen. Inspiriert von den Knotengärten der Renaissance einerseits und den vielen Gullys in den Rasenflächen andererseits, wollte ich einige wenige „Knoten“ in die Anlage setzen, Augenstolpersteine, Zeichnungen aus Sand, in die Grasnarbe wie Intarsien eingefügt, die im nächsten Frühling verschwunden sein werden, weil sie von selber wieder zuwachsen.
Für die ersten beiden Eingriffe suchte ich mir noch ganz schüchtern am Stadtrand ein geschütztes Plätzchen. Dann wurde ich mutiger. Mitten in der zentralen Grünanlage breitete ich am Freitagnachmittag meine Schablone aus, entfernte mit einem langen Küchenmesser sorgfältig die Grasnarbe und füllte die entstandenen Hohlformen mit Sand. Niemand hinderte mich und keiner interessierte sich für mein Tun, bis auf einen kleinen Hund, der von seinem Herrchen zurückgepfiffen wurde mit den Worten: „Komm zurück, det is doch nischt“. Das war natürlich einerseits traurig, ermutigte mich allerdings anderseits, noch frecher zu werden, und so nahm ich mir am Samstagmittag einen Spielplatz in Eingangsnähe eines Hochhauses vor. Auch hier wurde ich von den zahlreichen Passanten weder mit Fragen behelligt noch in irgendeiner Form gestört. Einzig ein Kind wies – vergeblich – seine Mutter auf mich hin: „Guck mal, die buddelt“.
Es scheint der Gropiusstadt ziemlich egal zu sein, ob sie ein paar Knoten mehr oder weniger hat. Aber vielleicht freut sich der eine oder andere Hund?

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