Jeannette Fabis / Hamburg

/ 2008

Ich habe Glück: Wie ich bei meiner Anreise im November erfahre, wird das Pilotprojekt Gropiusstadt zum Jahresende ein weiteres Mal umziehen müssen; ich bin also eine der letzten Stipendiaten, die im halbrunden „Gropiushaus“ in der Lipschitzallee residieren.
Die Stipendiatenwohnung ist im 12. Stockwerk an einem der Enden des inneren Halbkreises gelegen, der sich in den Abendstunden in ein Kaleidoskop erleuchteter Fenster verwandelt.
Mit einem Halogenstrahler skizziere ich meine Idee für eine nächtliche Lichtinstallation:
In allen drei Zimmern der Wohnung wird jeweils in der Raummitte ein Stativ mit einem
1000 Watt starken Halogenscheinwerfer aufgestellt, der sich – von einem Motor angetrieben – langsam um die eigene Achse dreht. Wie das rotierende Signal eines Leuchtturms dringt das Scheinwerferlicht durch die Zimmerfenster nach außen, um im Zuge der fortlaufenden Drehbewegung dann den Innenraum auszuleuchten und so fort.
Entgegen der gängigen Praxis, lediglich verstohlene Blicke in die Wohnungen anderer Menschen zu werfen, lädt die geplante Lichtinstallation ausdrücklich dazu ein, die Stipendiatenwohnung vom benachbarten Fenster aus zu inspizieren; für deren Bewohner bedeutet dies im Gegenzug, dass ein Teil seines privaten Lebensraums öffentlich einsehbar wird.

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