Juliane Wedell / Berlin

Taubenpost aus der Gropiusstadt / 2008

Lipschitzallee 49; Gropiusstadt; Berlin.
Das Panorama aus dem 12. Stock ist beeindruckend. Man fühlt sich dem Himmel fast näher als dem Erdboden und den Vögeln mehr Freund als den Menschen.
Die Gropiusstadt ist ein Stadtteil von Berlin. Vom 15. Stock des Gropiushauses kann man bis zum Fernsehturm sehen, doch die Situation vor Ort ist eine andere. Die Straßen der Gropiusstadt sind wie leer gefegt. Unheimliche Stille herrscht zwischen den Wohnblöcken. Nur vereinzelt finden sich Geschäfte. Die Gropiusstadt ist eine Trabantenstadt.

Die Taubenpost ist die älteste Form der Flugpost. Diese Art der Briefbeförderung war bereits in der Antike weit verbreitet. Im 19. Jahrhundert wurden immer mehr Brieftaubenlinien für zivile Zwecke eingerichtet. Auch noch Mitte des 20. Jahrhunderts wurden schwer erreichbare Gebiete, beispielsweise kleine Inseln, mittels Brieftauben postalisch versorgt. (http://de.wikipedia.org/wiki/Taubenpost)

Für den Zeitraum von einer Woche würde ich gerne eine Taubenpost-Linie zwischen der Gropiusstadt und dem Platz vor dem Roten Rathaus einrichten und so temporär eine direkte Verbindung zwischen Gropiusstadt und Berliner Rathaus herstellen. Die Taubenpost-Linie würde konkret aus zwei Poststellen und ca. 30 Brieftauben bestehen. Eine der beiden Poststellen sollte sich auf dem Bat-Yam-Platz befinden, die andere Poststelle mit integriertem Taubenschlag sollte auf dem Vorplatz des Berliner Rathauses eingerichtet werden.
Die Taubenpost-Linie würde den Bewohnern der Gropiusstadt durch die von ihnen verfassten Botschaften die Möglichkeit bieten, dem Berliner Rathaus und interessierten Passanten einen Eindruck über ihren Alltag und ihre Lebenssituation in der Gropiusstadt zu vermitteln. Das Berliner Rathaus und die Passanten wiederum hätten die Möglichkeit, sich ein direktes und unverfälschtes Bild von der Lebenssituation in der Berliner Trabantenstadt zu machen. Die Aufmerksamkeit der Berliner Stadtregierung und der passierenden Bürger würde für den Zeitraum des Bestehens der Taubenpost-Linie auf die Gropiusstadt und deren Bewohner gelenkt werden, was in verschiedener Hinsicht für beide Seiten hilfreich sein könnte.
In der Gropiusstadt würde außerdem durch die Ungewöhnlichkeit der Aktion, deren kommunikationsfördernden Charakter und die Platzierung im öffentlichen Raum, eine alters- und kulturübergreifende Kommunikation zwischen den Bewohnern gefördert werden.

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