Stefanie Powell / Berlin
Urlaub in der eigenen Stadt – gar nicht so einfach. Ich bin hier Gast, nicht daheim, aber doch nicht so weit weg von zuhause. Nur am anderen Ende der Stadt. Mal sehen, wie weit ich mich gedanklich von daheim entfernen kann.
Erst am Wochenende kann ich mich auf ausgedehnte Spaziergänge einlassen. Das erste Mal seit langem habe ich das Gefühl unendlich viel Zeit zu haben, langsam sein zu dürfen. Ich erinnere mich daran, wie gut Spazieren gehen und Beobachten tut. Vom Gedanken schweifen lassen bis hin zum Gefühl, gerade nichts zu denken.
Sightseeing in der eigenen Stadt, in einem Teil, der nicht gerade für Sehenswürdigkeiten im klassischen Sinne bekannt ist. Ich komme mir etwas seltsam vor, wie ich betrachtend und fotografierend durch die Gegend schlendere. Für alle anderen ist es die Normalität. Aber ich sehe hier viel. Gropiusstadt ist für mich Material, Form, Farbflächen, Struktur, Muster, Systematik. Geometrische Körper setzen sich wie Bausteine zu komplexeren Gebilden zusammen, Materialien und Farben ergeben abstrakte Kompositionen.
Hier wohnen? Erscheint mir ein unwirklicher Gedanke.
Aber man sollte öfter Tourist spielen – Tourist in der eigenen Stadt, im eigenen Land – und nicht denken, man kenne schon alles.