Monika Linhard / Frankfurt a. M.

/ 2009

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Ostern 2009, Gropiusstadt hatte ich mir anders vorgestellt. Visionär, architektonisch interessant, eine ungewöhnliche Form des Städtebaus. Was ich hier verstanden habe: Visionäre Planung und zeitgeschichtliche Bedingungen der Umsetzung sind Eins, Bewohnbarkeit und wandelnden sozialen Bedürfnissen gerecht zu werden ein Anderes – das muss in jeder Zeit neu entwickelt werden.

Ich habe mich mit der Geschichte, der aktuellen sozialen Situation in Gropiusstadt beschäftigt, welche Menschen leben hier, wie wird das Zusammenleben am Rande Berlins gestaltet? Ich traf mich mit der Dame vom „Walter“ und stieg auf das Idealhochhaus, besuchte die Bücherei, radelte kreuz und quer durch Gropiusstadt, joggte im Rudower Wäldchen, schlenderte über den kleinen Markt, spazierte durch Grünanlagen und die Shopping Mall.

Die wenigen Geräusche, die in die Stipendiatenwohnung zu mir in den 15. Stock drangen, waren entferntes Kindergeschrei von den Spielplätzen, Krähen, die zu Schwärmen um die Hochhäuser kreisten und das morgendliche Konzert der Vögel – was die umgebende Stille noch verstärkte.

Auf dem Flur, nie jemanden getroffen, blank gewienert das Linoleum. Im Aufzug, wenn ich Bewohner traf, immer größte Höflichkeit, freundliches Zunicken einer Verbündeten, Türe aufhalten, wenn ich mit meinem Fahrrad jonglierte.

Besonders interessierten mich die Treppenhäuser, unzählige Stufen auf und abgestiegen, jedes Stockwerk mit einem freiliegenden Balkon am Treppenabsatz versehen. In luftige Höhen gestiegen und aus allen Himmelsrichtungen den Wind mit einen Obstbeutel eingefangen – Ideen gesammelt.

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