R.J. Kirsch /Köln

Zimmerservice

Bereits im Jahr 2001 begann ich, als Auftragsarbeit ein vom Abriss bedrohtes Wohnhaus in Otzenrath/NRW (Tagebau Garzweiler) zeichnerisch zu dokumentieren.
Auf Einladung des Pilotprojekts realisierte ich nun 2003 eine zeichnerische Dokumentation in der Gropiusstadt.

Die Technik, derer ich mich dazu bediente, könnte aus dem Instrumentarium alter Meister stammen. Dürer, wie auch viele seiner Zeitgenossen, hatten technisches Hilfsmittel zur Zeichnung verwendet. Ich folgte dem berühmten Beispiel: Ein auf einem Stativ fixierter Rahmen hält eine ca. 30 x 40 cm große Glasplatte, durch die ich in den Bildausschnitt blicke. Mit einem Permanentstift wird der Blick auf der Glasscheibe nachgezeichnet, was bleibt ist die Spur seiner Betrachtung als Linienzeichnung, auf dem Glasträger frei im Raum schwebend. Dem Fotografieren verwandt erscheint dabei der Umgang mit Glasplatten. In der Frühzeit der Fotografie wurde die Belichtung bekanntlich auf lichtempfindlich beschichteten Platten vollzogen. Ich ersetze nun den gesamten mechanischen apparativen Prozess wieder durch die Zeichnung, statt der Linse dient mein Auge, statt dem Silber der Stift, statt der Belichtung mein Strich.

Gerade in der Auseinandersetzung mit den Bewohnern in der Gropiusstadt erwies sich diese Handwerklichkeit als Vorteil. Hätte man einem Fotografen noch Einlass verweigert, erzeugte meine Arbeitsweise Interesse und Vertrauen.

Die durch den Einsatz meines Zeichengeräts erreichte Effizienz und Geschwindigkeit in der Anfertigung der Zeichnung erlaubte es mir, das Projekt als Dienstleistungsangebot zu realisieren. Jeder Mieter erhielt nach Erstellung einer Zeichnung seiner Räume ein handsigniertes Duplikat.

zur Arbeit "Von der Existenznische zur Marktlücke" 2004

Projekt Dürerscheibe 2001 - 2004